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Noch nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft! - K-Zeitung Interview von Stefan Lenz

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Traismauer [19.02.2021]: Noch nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft

DI Michael Mehnert Geschäftsführender Gesellschafter der Bekum Maschinenfabriken spricht im Exklusiv-Interview über neue Technologien beim Blasformen und deren Weiterentwicklung

Bekum ist einer der weltweit führenden Hersteller für Extrusions-Blasformmaschinen. Auf den Maschinen werden Hohlkörper wie Flaschen und Kanister aus Kunststoff hergestellt. 
Das Unternehmen entwickelt diese Technologie konsequent weiter und bietet kunststoffverarbeitenden Betrieben somit immer wieder innovative Lösungen
für vielfältige Anwendungen. Als Geschäftsführender Gesellschafter leitet Michael Mehnert das Familienunternehmen, welches 1959 in Berlin
gegründet wurde und aktuell 350 Mitarbeiter in drei Werken beschäftigt. 

Im Exklusiv-Interview stellt sich Michael Mehnert Fragen zu neuen Technologien und der Weiterentwicklung des Unternehmens.

Auf der K 2019 hat Bekum mit der Concept 808 ein innovatives und zukunftweisendes Maschinenkonzept vorgestellt. Ist diese Konzeptmaschine mittlerweile zu
einem serienreifen Produkt herangewachsen?

Michael Mehnert 
Ja, so kann man das sagen. Wir haben damals auf der Fachmesse mit der Concept 808 viele neue Technologien und ein neues Maschinendesign vorgestellt, die mittlerweile
in unseren Maschinen in Serie gegangen sind. Beispielsweise unsere neue Steuerungsgeneration. Die mit 24 Zoll großzügig dimensionierte
Bedieneinheit mit der intuitiven Bedieneroberfläche Bekum Control 8.0 eröffnet dem Anwender durch verschiedene Industrie 4.0-Funktionen
neue Möglichkeiten, die zum Standard geworden sind. Die Visualisierung von Durchsatzwerten und Energieverbräuchen auf dem Multitouch-Bedienpanel sind ebenso selbstverständlich
wie die Anzeige von Strom-, Wasser- und Luftverbrauch sowie der Drücke aller zugeführten Medien. Aber auch unser neues Hochleistungs-
Extrusionssystem, das wir auf der Messe vorgestellt haben, ist serienmäßig für all unsere Maschinen verfügbar. Die Extruder-Baureihe Hipex
36D zeichnet sich durch sehr gute Schmelzehomogenität, bei rund 20 Prozent Energieeinsparung, aus. Diese Einsparung ist signifikant, zumal
bis zu 80 Prozent der elektrischen Energie im Extrusionsblasformen in der Extrusion verbraucht wird.

Wie entwickelt sich Ihrer Meinung nach die Verteilung zwischen elektrischer und hydraulischer Maschinen mit Blick auf zunehmend steigende Strompreise?

Mehnert
Prinzipiell wird das Thema häufig sehr pauschal diskutiert, sprich entweder elektrisch oder hydraulisch. Aber aus meiner Sicht muss man das ganze etwas differenzierter sehen.
Klar geht der Trend in den letzten Jahren immer mehr zu elektrisch angetriebenen Maschinen. Man muss sich aber die Frage stellen, welches
Konzept bei welcher Maschinenfunktion und -größe Sinn macht. Wenn beispielsweise die Wanddickensteuerung am Extrusionskopf einer
Großblasanlage für Fässer hydraulisch angetrieben wird, dann macht das prozentual gesehen beim Gesamtverbrauch der Maschine wenig aus
und es ist für diesen Fall die bessere und kostengünstigere Technologie. Deshalb können andere Teile der Maschine trotzdem vollelektrisch
sein. So haben wir eine neue Großblasanlage entwickelt bei der die schnelle Formschließbewegung elektrisch erfolgt, der Schließkraftaufbau
jedoch mit einer Servohydraulik. Das heißt, dass oft die Kombination aus beiden Technologien sinnvoll ist. Wenn ich es jedoch auf den
Bereich der kleineren Verpackungsmaschinen eingrenze, so sind aktuell gut zwei Drittel vollelektrische Maschinen.
Trotz der steigenden Preise für recycelten Kunststoff ist der Trend zur Kreislaufwirtschaft und dem Einsatz von Recyclingmaterial beim Blasformen ungebrochen.

Wie reagiert Bekum auf diese Entwicklung?

Mehnert
Das Thema Kreislaufwirtschaft wird uns auch in den kommenden Jahrzehnten noch erhalten bleiben, denn hier sind meiner Meinung
nach bei weitem noch nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft. Im Bereich Blasformmaschinen geht der Trend ganz klar zu immer mehr Drei-
Schichten-Anlagen, um in der Mittelschicht PCR oder Mahlgut wieder zu verarbeiten. Getrieben wird das ganze häufig von den Markeninhabern
selber, die einen gewissen Prozentsatz von recyceltem Material in ihren Verpackungen fordern. Damit sind natürlich auch die Kunststoffverarbeiter
getrieben, diese Quoten zu erfüllen und wir Maschinenbauer ebenfalls. Mit unseren neuen Extrudern und Wendelverteilerköpfen für die Produktion von drei-schichtigen
Verpackungen sind wir hier technologisch sehr gut aufgestellt und bieten damit eine attraktive Lösung für die Verarbeitung von Recyclingmaterial an.

Stefan Lenz

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